co-Abhängigkeit
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co-Abhängigkeit
Co-Abhängigkeit ist auch Beziehungsstörung
Co-Abhängige unterstützen ihre Partner bis zur eigenen Selbstaufgabe. Sie sind nicht in der Lage, die Aussichtslosigkeit ihres Verhaltens zu bewerten und sich entsprechend zu verhalten. Dies kann so weit führen, dass Co-Abhängige sich selbst nicht mehr fühlen und wahrnehmen – zumindest in der Beziehung zum Süchtigen, oft aber auch darüber hinaus. Co-Abhängigkeit in anderen Beziehungen. Nicht nur Partner und Kinder von suchtkranken Menschen können Co-Abhängigkeit entwickeln. Gefährdet sind auch Menschen mit einer familiären oder beruflichen Beziehung zu emotional und / oder geistig gestörten Persönlichkeiten. Das können sowohl Ärzte, Therapeuten, Fachkräfte in Pflege wie auch Eltern von verhaltensauffälligen Kindern etc. sein.
Co-Abhängigkeit ist ein Gefühls- und Verhaltensmuster, das im betroffenen Individuum angelegt ist und das sich in einer dysfunktionalen Familienstruktur entwickeln kann. In einer solchen Familie herrschen unausgesprochene Regeln, wie
• Über Gefühle spricht man nicht!
• Seine Gefühle zeigt man nicht!
• Sei stark, gut und perfekt!
• Sei selbstlos!
• Sei nicht kindisch!
Rollenmuster
Besonders charakteristisch für Co-Abhängige ist die Übernahme der Rolle „des Helden oder der Heldin“ in der Kindheit. Diese Rolle hilft Kindern, im dysfunktionalen Familiensystem
– in dem ein Elternteil / beide Elternteile aufgrund des eigenen Suchtsystems ausfallen
- zu überleben und sich zu bewähren: Sie dienen dem nicht-süchtigen Elternteil als
Ersatzpartner, den Geschwistern als Ersatzvater oder –mutter. Diese Kinder sind überverantwortlich,
sehr leistungsorientiert, wirken nach außen altklug und auf Anerkennung bedacht. Die Rolle bringt für das Kind „Vorteile“: Das, was es in der Familie nicht erhält, nämlich Aufmerksamkeit, Anerkennung und Bewunderung, wird ihm von außen zuteil, allerdings nicht um seiner selbst willen, sondern aufgrund von erbrachten Leistungen. Nicht selten gelingt es einem solchen Kind, nach außen ein funktionstüchtiges Bild der (Sucht-)Familie zu vermitteln. Umgekehrt erhält es aus der Suchtfamilie die Rückmeldung: „Wir sind stolz auf dich! Auf dich ist wenigstens Verlass! Sei stark! Mach Du uns nicht auch noch Schande!“ Neben diesem Rollenmuster nennen Black und Wegscheider 3 drei weitere, die die Suchtfamilie provozieren kann. Das schwarze Schaf oder das „ausrangierte“ Kind Dieses Kind verinnerlicht das Chaos in der Suchtfamilie in sich und lebt ein eigenes auffälliges und oft als „unangemessen“ empfundenes Verhalten aus, zum Beispiel Einnässen, Verhaltensauffälligkeiten in der Schule, frühe Schwangerschaft und kriminelle Handlungen. Dieses Kind versucht, Beachtung, Aufmerksamkeit und Zuneigung zu gewinnen, hat für sich aber die Grundstimmung verinnerlicht: „Ich gehöre nirgends richtig dazu.“ Dieses Kind ist häufig das zweite innerhalb der Geschwisterkonstellation.
Partnerfindung
Bezeichnend - und belegt durch wissenschaftliche Untersuchungen in Fachkliniken - ist, dass die co-abhängige Persönlichkeit Lebenspartner bevorzugt, die starke Problematiken und Persönlichkeitsstörungen (z.B. Suchtkrankheit, Depressionen) aufweisen. Dadurch wird die in der Kindheit bereits erworbene Rolle weiter ausgefüllt und perfektioniert. Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren e.V. haben ca. 60 Prozent der Partnerinnen von Alkoholikern einen suchtkranken Vater bzw. eine suchtkranke Mutter.
Außenorientierung
Co-Abhängige geben sich in der Beziehung zum suchtkranken Partner selbst auf. Sie sind bestrebt alles für ihn zu regeln, zu organisieren und übernehmen Aufgaben, die dieser selbst übernehmen müsste (und kann). Das führt so weit, das Co-Abhängige sich ohne den Suchtkranken als Nichts empfinden. Es entstehen Klammerbeziehungen: Der eine kann ohne den anderen nicht mehr existieren, Abgrenzung wird unmöglich. Co-Abhängige können nur „nach-fühlen“, was der Abhängige fühlt; eigene Gefühle werden nicht oder nur verzerrt wahrgenommen. Nach außen wird versucht, das Bild der „heilen“ Familie zu vermitteln und aufrechtzuerhalten. Dabei wird die Realität als solche nicht wahrgenommen,
und infolgedessen ist eine kritische Reflektion der Situation unmöglich. Übertriebene Fürsorge Im familiären Kontext machen sich Co-Abhängige unentbehrlich. Sie sind von der zwanghaften Vorstellung geleitet, stets helfen zu müssen. Dazu kommt ein gewisses Märtyre-Gefühl: Wenn ich mich nur genug aufopfere, kann ich den Suchtkranken retten. Auch wenn sie dabei längst am Ende ihrer Kräfte sind, werden Co-Abhängige sich dies nicht eingestehen. Sie halten sich selbst für den Mittelpunkt der Welt. Sie wollen alles – auch die Gefühle – unter ihre Kontrolle bringen und merken nicht, dass sie keinen Kontakt mehr zu den eigenen Gefühlen haben. Sie sehen sich so, wie sie meinen, sein zu müssen. Ihre „verbogenen“ Gefühle werden zur Überlebensstrategie. Unehrlichkeit und Leichtgläubigkeit Co-Abhängige verstricken sich mitunter in ein Netz von Lügen, mit denen sie ein falsches Bild (nett, einfühlsam, rechtschaffen, korrekt etc.) von sich selbst erzeugen. Dabei ist ihnen
ihre Unehrlichkeit – sich selbst und anderen gegenüber – nicht bewusst. Das bewirkt, dass die Realität zunehmend verzerrter gesehen wird. Sie nehmen nur wahr, was sie sehen und hören wollen. Aus Angst vor Kontrollverlust haben sie ein starres Weltbild und neigen zur Rechthaberei.
Co-Abhängigkeit ist Beziehungsstörung und -abhängigkeit. Co-Abhängige unterstützen ihre Partner bis zur eigenen Selbstaufgabe. Sie sind nicht in der Lage, die Aussichtslosigkeit ihres Verhaltens zu bewerten und sich entsprechend zu verhalten. Co-Abhängigkeit kann soweit führen, dass Co-Abhängige sich selbst nicht mehr fühlen und wahrnehmen – zumindest in der Beziehung zum Süchtigen, oft aber auch darüber hinaus. Co-Abhängigkeit ist also Irrtum, Versäumnis und Verstrickung.
Co-Abhängigkeit verläuft oft – ähnlich wie die Suchtkrankheit – in mehreren Phasen, wobei nicht grundsätzlich eine Phase auf die andere folgt, sondern es kann zu einem Verharren in einer Phase kommen, oder aber es können Phasen übersprungen werden.
Phase 1: Beschützen und Erklären
Am Anfang einer sich entwickelnden Co-Abhängigkeit sind die davon betroffenen Menschen genervt vom Umgang des Partners mit dem Suchtmittel. Dennoch bemühen sie sich, nach außen (Familie / soziales Umfeld) Entschuldigungen und Erklärungen zu finden.
Co-Abhängige beginnen, Verantwortung für den Suchtkranken zu übernehmen, sie schirmen sich und die Familie ab, verschließen sich nach außen und meiden Kontakte mit Nachbarn. Sie bewahren den Suchtkranken vor den Konsequenzen seines Verhaltens (z.B. Entschuldigungen
beim Arbeitgeber). Co-Abhängige beginnen, gegen ihre eigenen Regeln und ihre persönliche Ethik zu verstoßen. Sie fühlen sich mit dem Geheimnis der Sucht im Hintergrund unwohl.
Phase 2: Kontrolle
Ohne Bearbeitung des Suchtproblems wird sich Suchtkrankheit und ebenso auch die Co-Abhängigkeit weiter entwickeln. Je mehr der Suchtkranke konsumiert, umso mehr hat der co-abhängige Partner das Gefühl, versagt zu haben. Das Suchtmittel nimmt in der Beziehung
jetzt den wichtigsten Platz ein. Alles dreht sich darum. Die Stimmungslage und das Selbstvertrauen des Co-Abhängigen sind sehr eng an den Suchtmittelkonsum geknüpft. Trinkt der Suchtkranke wenig, so ist das Selbstwertgefühl der Co-Abhängigen gut. Sie haben das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben. Konsumiert der Suchtkranke viel, sinkt ihr Selbstwertgefühl. Die Kontrolle scheint verloren gegangen zu sein. Alle Hoffnungen sind zerstört. Co-Abhängige versuchen dann Unmögliches möglich zu machen, um den Suchtmittelkonsum zu kontrollieren. Dazu entwickeln sie Strategien, z.B. die Haushaltskasse wird streng geführt, um Alkoholeinkäufe zu überwachen, Flaschen werden markiert, um Trinkmengen zu kontrollieren, soziale Kontakte werden unterlassen, weil dort der Suchtkranke unkontrolliert trinken könnte. Die eigenen Enttäuschungen und Versagensgefühle werden auf den Suchtkranken projiziert. Es entwickelt sich eine „Hassliebe“. Permanente Anspannung, gegenseitige Vorwürfe, Misstrauen, latente oder offene Depressionen prägen das gemeinsame Zusammenleben.
Phase 3: Anklage
Co-Abhängige sind am Ende ihrer körperlichen Kraft und seelischen Belastbarkeit. Sie fühlen sich ausgelaugt, sind bisweilen selbst krank. Dafür geben sie dem Suchtkranken die Schuld, machen ihn zum Sündenbock für alle unangenehmen Gefühle. Diese Phase markiert den Endpunkt in der Entwicklung eines prozesshaften Verlaufs. In dieser Phase sind Co-Abhängige ansprechbar für fachliche Behandlung.
Diagnostik und Therapie
Nicht jedes Auftreten von Co-Abhängigkeit, die sich aus dem Zusammenleben mit einem abhängigen Menschen entwickelt hat, ist handlungsbedürftig (sowie zum Beispiel auch nicht jede depressive Verstimmung als klinisch relevante Depression anzusehen ist). Wird die seelische Belastung allerdings so groß, dass psychosomatische Beschwerden, körperliche Erkrankungen und / oder psychische Störungen auftreten und somit eine eindeutig subjektive Beeinträchtigung vorliegt, so ist die Co-Abhängigkeit als behandlungsbedürftig zu diagnostizieren. In der Regel bedarf es hier eines Facharztes oder eines niedergelassenen psychologischen Psychotherapeuten. Nach Jörg Fengler5 lässt sich der Prozess der Gesundung von Co-Abhängigkeit in das Bild von einem Netz kleiden. Betrieb, Arzt, psychotherapeutischer Suchthelfer und Familie bilden die vier Ecken eines Netzes. Im Mittelpunkt bewegt sich der co-abhängige Mensch. Hier gilt es, Hilfe durch Nicht-Hilfe zu erlernen. Nicht-Hilfe ist aber nicht mit Nichts-Tun zu verwechseln. Diesen Unterschied zu verinnerlichen ist für Co-Abhängige oftmals ein langer Prozess.
Co-Abhängige werden in der ärztlichen / therapeutischen
Praxis möglicherweise wegen folgenden
(psycho-)somatischen Beschwerden behandelt:
• Kopf- und Rückenschmerzen
• Atemprobleme
• Hörsturz
• Infektanfälligkeit
• Herz-, Magen- und Darmstörungen
• hoher Blutdruck
• Krebs
• eigene Suchterkrankung (z.B. Ess- und Brechsucht)
• Burn-out (Überlastung / Überforderung)
• Depressionen
• Angststörungen
Co-Abhängige unterstützen ihre Partner bis zur eigenen Selbstaufgabe. Sie sind nicht in der Lage, die Aussichtslosigkeit ihres Verhaltens zu bewerten und sich entsprechend zu verhalten. Dies kann so weit führen, dass Co-Abhängige sich selbst nicht mehr fühlen und wahrnehmen – zumindest in der Beziehung zum Süchtigen, oft aber auch darüber hinaus. Co-Abhängigkeit in anderen Beziehungen. Nicht nur Partner und Kinder von suchtkranken Menschen können Co-Abhängigkeit entwickeln. Gefährdet sind auch Menschen mit einer familiären oder beruflichen Beziehung zu emotional und / oder geistig gestörten Persönlichkeiten. Das können sowohl Ärzte, Therapeuten, Fachkräfte in Pflege wie auch Eltern von verhaltensauffälligen Kindern etc. sein.
Co-Abhängigkeit ist ein Gefühls- und Verhaltensmuster, das im betroffenen Individuum angelegt ist und das sich in einer dysfunktionalen Familienstruktur entwickeln kann. In einer solchen Familie herrschen unausgesprochene Regeln, wie
• Über Gefühle spricht man nicht!
• Seine Gefühle zeigt man nicht!
• Sei stark, gut und perfekt!
• Sei selbstlos!
• Sei nicht kindisch!
Rollenmuster
Besonders charakteristisch für Co-Abhängige ist die Übernahme der Rolle „des Helden oder der Heldin“ in der Kindheit. Diese Rolle hilft Kindern, im dysfunktionalen Familiensystem
– in dem ein Elternteil / beide Elternteile aufgrund des eigenen Suchtsystems ausfallen
- zu überleben und sich zu bewähren: Sie dienen dem nicht-süchtigen Elternteil als
Ersatzpartner, den Geschwistern als Ersatzvater oder –mutter. Diese Kinder sind überverantwortlich,
sehr leistungsorientiert, wirken nach außen altklug und auf Anerkennung bedacht. Die Rolle bringt für das Kind „Vorteile“: Das, was es in der Familie nicht erhält, nämlich Aufmerksamkeit, Anerkennung und Bewunderung, wird ihm von außen zuteil, allerdings nicht um seiner selbst willen, sondern aufgrund von erbrachten Leistungen. Nicht selten gelingt es einem solchen Kind, nach außen ein funktionstüchtiges Bild der (Sucht-)Familie zu vermitteln. Umgekehrt erhält es aus der Suchtfamilie die Rückmeldung: „Wir sind stolz auf dich! Auf dich ist wenigstens Verlass! Sei stark! Mach Du uns nicht auch noch Schande!“ Neben diesem Rollenmuster nennen Black und Wegscheider 3 drei weitere, die die Suchtfamilie provozieren kann. Das schwarze Schaf oder das „ausrangierte“ Kind Dieses Kind verinnerlicht das Chaos in der Suchtfamilie in sich und lebt ein eigenes auffälliges und oft als „unangemessen“ empfundenes Verhalten aus, zum Beispiel Einnässen, Verhaltensauffälligkeiten in der Schule, frühe Schwangerschaft und kriminelle Handlungen. Dieses Kind versucht, Beachtung, Aufmerksamkeit und Zuneigung zu gewinnen, hat für sich aber die Grundstimmung verinnerlicht: „Ich gehöre nirgends richtig dazu.“ Dieses Kind ist häufig das zweite innerhalb der Geschwisterkonstellation.
Partnerfindung
Bezeichnend - und belegt durch wissenschaftliche Untersuchungen in Fachkliniken - ist, dass die co-abhängige Persönlichkeit Lebenspartner bevorzugt, die starke Problematiken und Persönlichkeitsstörungen (z.B. Suchtkrankheit, Depressionen) aufweisen. Dadurch wird die in der Kindheit bereits erworbene Rolle weiter ausgefüllt und perfektioniert. Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren e.V. haben ca. 60 Prozent der Partnerinnen von Alkoholikern einen suchtkranken Vater bzw. eine suchtkranke Mutter.
Außenorientierung
Co-Abhängige geben sich in der Beziehung zum suchtkranken Partner selbst auf. Sie sind bestrebt alles für ihn zu regeln, zu organisieren und übernehmen Aufgaben, die dieser selbst übernehmen müsste (und kann). Das führt so weit, das Co-Abhängige sich ohne den Suchtkranken als Nichts empfinden. Es entstehen Klammerbeziehungen: Der eine kann ohne den anderen nicht mehr existieren, Abgrenzung wird unmöglich. Co-Abhängige können nur „nach-fühlen“, was der Abhängige fühlt; eigene Gefühle werden nicht oder nur verzerrt wahrgenommen. Nach außen wird versucht, das Bild der „heilen“ Familie zu vermitteln und aufrechtzuerhalten. Dabei wird die Realität als solche nicht wahrgenommen,
und infolgedessen ist eine kritische Reflektion der Situation unmöglich. Übertriebene Fürsorge Im familiären Kontext machen sich Co-Abhängige unentbehrlich. Sie sind von der zwanghaften Vorstellung geleitet, stets helfen zu müssen. Dazu kommt ein gewisses Märtyre-Gefühl: Wenn ich mich nur genug aufopfere, kann ich den Suchtkranken retten. Auch wenn sie dabei längst am Ende ihrer Kräfte sind, werden Co-Abhängige sich dies nicht eingestehen. Sie halten sich selbst für den Mittelpunkt der Welt. Sie wollen alles – auch die Gefühle – unter ihre Kontrolle bringen und merken nicht, dass sie keinen Kontakt mehr zu den eigenen Gefühlen haben. Sie sehen sich so, wie sie meinen, sein zu müssen. Ihre „verbogenen“ Gefühle werden zur Überlebensstrategie. Unehrlichkeit und Leichtgläubigkeit Co-Abhängige verstricken sich mitunter in ein Netz von Lügen, mit denen sie ein falsches Bild (nett, einfühlsam, rechtschaffen, korrekt etc.) von sich selbst erzeugen. Dabei ist ihnen
ihre Unehrlichkeit – sich selbst und anderen gegenüber – nicht bewusst. Das bewirkt, dass die Realität zunehmend verzerrter gesehen wird. Sie nehmen nur wahr, was sie sehen und hören wollen. Aus Angst vor Kontrollverlust haben sie ein starres Weltbild und neigen zur Rechthaberei.
Co-Abhängigkeit ist Beziehungsstörung und -abhängigkeit. Co-Abhängige unterstützen ihre Partner bis zur eigenen Selbstaufgabe. Sie sind nicht in der Lage, die Aussichtslosigkeit ihres Verhaltens zu bewerten und sich entsprechend zu verhalten. Co-Abhängigkeit kann soweit führen, dass Co-Abhängige sich selbst nicht mehr fühlen und wahrnehmen – zumindest in der Beziehung zum Süchtigen, oft aber auch darüber hinaus. Co-Abhängigkeit ist also Irrtum, Versäumnis und Verstrickung.
Co-Abhängigkeit verläuft oft – ähnlich wie die Suchtkrankheit – in mehreren Phasen, wobei nicht grundsätzlich eine Phase auf die andere folgt, sondern es kann zu einem Verharren in einer Phase kommen, oder aber es können Phasen übersprungen werden.
Phase 1: Beschützen und Erklären
Am Anfang einer sich entwickelnden Co-Abhängigkeit sind die davon betroffenen Menschen genervt vom Umgang des Partners mit dem Suchtmittel. Dennoch bemühen sie sich, nach außen (Familie / soziales Umfeld) Entschuldigungen und Erklärungen zu finden.
Co-Abhängige beginnen, Verantwortung für den Suchtkranken zu übernehmen, sie schirmen sich und die Familie ab, verschließen sich nach außen und meiden Kontakte mit Nachbarn. Sie bewahren den Suchtkranken vor den Konsequenzen seines Verhaltens (z.B. Entschuldigungen
beim Arbeitgeber). Co-Abhängige beginnen, gegen ihre eigenen Regeln und ihre persönliche Ethik zu verstoßen. Sie fühlen sich mit dem Geheimnis der Sucht im Hintergrund unwohl.
Phase 2: Kontrolle
Ohne Bearbeitung des Suchtproblems wird sich Suchtkrankheit und ebenso auch die Co-Abhängigkeit weiter entwickeln. Je mehr der Suchtkranke konsumiert, umso mehr hat der co-abhängige Partner das Gefühl, versagt zu haben. Das Suchtmittel nimmt in der Beziehung
jetzt den wichtigsten Platz ein. Alles dreht sich darum. Die Stimmungslage und das Selbstvertrauen des Co-Abhängigen sind sehr eng an den Suchtmittelkonsum geknüpft. Trinkt der Suchtkranke wenig, so ist das Selbstwertgefühl der Co-Abhängigen gut. Sie haben das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben. Konsumiert der Suchtkranke viel, sinkt ihr Selbstwertgefühl. Die Kontrolle scheint verloren gegangen zu sein. Alle Hoffnungen sind zerstört. Co-Abhängige versuchen dann Unmögliches möglich zu machen, um den Suchtmittelkonsum zu kontrollieren. Dazu entwickeln sie Strategien, z.B. die Haushaltskasse wird streng geführt, um Alkoholeinkäufe zu überwachen, Flaschen werden markiert, um Trinkmengen zu kontrollieren, soziale Kontakte werden unterlassen, weil dort der Suchtkranke unkontrolliert trinken könnte. Die eigenen Enttäuschungen und Versagensgefühle werden auf den Suchtkranken projiziert. Es entwickelt sich eine „Hassliebe“. Permanente Anspannung, gegenseitige Vorwürfe, Misstrauen, latente oder offene Depressionen prägen das gemeinsame Zusammenleben.
Phase 3: Anklage
Co-Abhängige sind am Ende ihrer körperlichen Kraft und seelischen Belastbarkeit. Sie fühlen sich ausgelaugt, sind bisweilen selbst krank. Dafür geben sie dem Suchtkranken die Schuld, machen ihn zum Sündenbock für alle unangenehmen Gefühle. Diese Phase markiert den Endpunkt in der Entwicklung eines prozesshaften Verlaufs. In dieser Phase sind Co-Abhängige ansprechbar für fachliche Behandlung.
Diagnostik und Therapie
Nicht jedes Auftreten von Co-Abhängigkeit, die sich aus dem Zusammenleben mit einem abhängigen Menschen entwickelt hat, ist handlungsbedürftig (sowie zum Beispiel auch nicht jede depressive Verstimmung als klinisch relevante Depression anzusehen ist). Wird die seelische Belastung allerdings so groß, dass psychosomatische Beschwerden, körperliche Erkrankungen und / oder psychische Störungen auftreten und somit eine eindeutig subjektive Beeinträchtigung vorliegt, so ist die Co-Abhängigkeit als behandlungsbedürftig zu diagnostizieren. In der Regel bedarf es hier eines Facharztes oder eines niedergelassenen psychologischen Psychotherapeuten. Nach Jörg Fengler5 lässt sich der Prozess der Gesundung von Co-Abhängigkeit in das Bild von einem Netz kleiden. Betrieb, Arzt, psychotherapeutischer Suchthelfer und Familie bilden die vier Ecken eines Netzes. Im Mittelpunkt bewegt sich der co-abhängige Mensch. Hier gilt es, Hilfe durch Nicht-Hilfe zu erlernen. Nicht-Hilfe ist aber nicht mit Nichts-Tun zu verwechseln. Diesen Unterschied zu verinnerlichen ist für Co-Abhängige oftmals ein langer Prozess.
Co-Abhängige werden in der ärztlichen / therapeutischen
Praxis möglicherweise wegen folgenden
(psycho-)somatischen Beschwerden behandelt:
• Kopf- und Rückenschmerzen
• Atemprobleme
• Hörsturz
• Infektanfälligkeit
• Herz-, Magen- und Darmstörungen
• hoher Blutdruck
• Krebs
• eigene Suchterkrankung (z.B. Ess- und Brechsucht)
• Burn-out (Überlastung / Überforderung)
• Depressionen
• Angststörungen
Gast- Gast
Zwei Buchtipps zum Thema
Als Ergänzung zwei sehr schöne Bücher zum Thema.
Beim ersten geht es um Beziehungssucht und auch um Co-Abhängigkeit, im zweiten wird auch die Co-Abhängigkeit allgemein nicht nur im Zusammenhang mit Süchtigen sehr schön erklärt, also das Muster ansich, sich von jemanden oder Dingen im Außen abhängig machen zu lassen und damit seine Macht/Kontrolle über sich an jemand oder etwas im Außen abzugeben.
Die Flucht vor der Nähe-Warum Liebe, die süchtig macht, keine Liebe ist v. Anne Wilson Schaef
Aussöhnung mit dem inneren Kind v. Erika Chopich/Margaret Paul
Beim ersten geht es um Beziehungssucht und auch um Co-Abhängigkeit, im zweiten wird auch die Co-Abhängigkeit allgemein nicht nur im Zusammenhang mit Süchtigen sehr schön erklärt, also das Muster ansich, sich von jemanden oder Dingen im Außen abhängig machen zu lassen und damit seine Macht/Kontrolle über sich an jemand oder etwas im Außen abzugeben.
Die Flucht vor der Nähe-Warum Liebe, die süchtig macht, keine Liebe ist v. Anne Wilson Schaef
Aussöhnung mit dem inneren Kind v. Erika Chopich/Margaret Paul
Gast- Gast
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